Ist das Büro der Zukunft gar kein Büro mehr?
Die Zukunft der Arbeit wirft die Frage nach der Zukunft des Büros auf. Denn: Wie wird das Büro vor Ort überhaupt noch genutzt, wenn Arbeitnehmer die Wahl haben, im Homeoffice oder am Unternehmensstandort zu arbeiten?
Viele Wirtschaftszweige hatten gerade in den letzten beiden Jahren stark mit hohen Immobilienkosten zu kämpfen. Lediglich die Industriebranche – mit Fabriken, Lager und Logistik – hat diese Zeit verhältnismäßig unbeschadet überstanden, was die Belegung der Räumlichkeiten sowie die Kosten für Mieten bzw. Gewerbeimmobilien anbelangt.
Aber: Auch bereits vor der Pandemie konnten nur wenige große Unternehmen ihre Kosten hinsichtlich Belegung, Auslastung und Produktivität pro Quadratmeter optimieren.
Büroimmobilien zählen zu den größten Kostenfaktoren im Geschäftsalltag. Dies wird sich in Zukunft ändern. Seit die Mitarbeiter vermehrt in den eigenen vier Wänden arbeiten und damit eine sehr gute Produktivität erzielen, eröffnet sich die Chance für Unternehmen, das Konzept für das klassische physische Büro zu überdenken. Denn vielleicht ist das Büro der Zukunft gar kein Büro mehr.
Neue Lösung für künftigen Bürobedarf finden
Unsere Erfahrung zeigt: Unternehmen haben erkannt, dass jetzt die perfekte Zeit dafür ist, ihre Immobiliensituation neu zu gestalten. Es gilt, eine sinnvolle, neue Lösung für den künftigen Bürobedarf zu finden. Damit sind allerdings auch neue Herausforderungen verbunden. So wird die Verkleinerung der physischen Büros – oder die Verlagerung des Büros an kostengünstigere Standorte – zwar einerseits die Finanz- und Buchhaltungsabteilungen der Unternehmen freuen. Andererseits stellt sich die Frage: Welchen Einfluss haben diese Veränderungen auf die Attraktivität von Städten auf der ganzen Welt?
Die Zukunft von Bürogebäuden
Wenn das Büro der Zukunft aus wenig oder gar keinem Büroraum besteht, werden Städte wie London, Paris, New York oder Berlin dann ihre Anziehungskraft verlieren, wenn sie ihre physischen Unternehmensstandorte verlieren? Werden diese Städte durch den Verlust von architektonischen Wahrzeichen und Nebenräumen wie Cafés, Restaurants, Hotels und anderen Attraktionen als Orte zum Leben, Arbeiten oder sogar zum Besuchen weniger attraktiv?
Immobilienentwickler werden sagen, dass die Zukunft von Bürogebäuden in Wohnungen und Co-Working-Spaces liegt. Aber: Solche Räume sind nur dann attraktiv, wenn die Nachfrage mindestens so groß ist wie das Angebot, und die Nachfrage könnte abnehmen. Schauen wir uns London an. Im Jahr 2021 ist zum ersten Mal seit drei Jahrzehnten die Einwohnerzahl gesunken, da mehr Menschen aus der Stadt weg- als zugezogen sind. Dabei wurde von den Bewohnern der britischen Hauptstadt ein Rekordbetrag von 75 Milliarden Dollar für Immobilien außerhalb Londons ausgegeben. Ähnlich sieht es in San Francisco aus. Im Jahr 2020 sind 24% weniger Menschen nach San Francisco gezogen, während 21% mehr Menschen die Region verließen.
Risiko für die Unternehmenskultur
Diese Entwicklung gefährdet nicht nur die Café-, Restaurant- und Hotel-Kultur, sondern stellt auch ein Risiko für die Unternehmenskultur dar. Wenn das Büro der Zukunft nur noch das Zuhause der Mitarbeiter ist – wie soll man dann eine positive Arbeitsatmosphäre schaffen, in denen die Mitarbeiter gemeinsam die Zukunft des Unternehmens gestalten und die Unternehmenswerte leben können? Auch bei der Einstellung, Schulung und beim Onboarding spielen physische Räumlichkeiten eine wichtige Rolle. Virtuelle Schulungen sind heute Standard. Nichtsdestotrotz gibt es Bereiche, in denen persönliche Trainings effektiver sind. Auch ein kurzes persönliches Gespräch, ein gemeinsamer Kaffee oder ein spontanes Meeting in der Cafeteria sind durch ein Online-Meeting nicht zu ersetzen.
Persönliche Treffen sind nach wie vor wichtig
Jede Diskussion über die Zukunft des Büros sollte diese Elemente berücksichtigen. Selbst wenn der Alltag standardmäßig digital erfolgt und auch funktioniert – das persönliche Treffen von Angesicht zu Angesicht ist in vielerlei Hinsicht unabdingbar. Gerade, wenn es um die Motivation der Mitarbeiter, ihr Engagement, die Mitarbeiterbindung und um die Vermittlung der Unternehmenswerte geht. Dafür reichen digitale Mittel nicht aus. Trotz der Vorteile, die eine Arbeit im Homeoffice für Produktivität wie auch Work-Life-Balance des Teams mit sich bringt: Die vollständige Abkehr von physischen Büros würde die Unternehmenskultur und damit auch die Fähigkeit eines Betriebes, Talente anzuziehen und zu halten, gefährden.
Die Zukunft des Büros ist deshalb eine Kombination aus Remote-Arbeitsplätzen und einem Büro vor Ort.